Markus, geboren 30. Juni 1977
Migräne, rezidivierende eitrige Talgcysten
Die Erstanamnese war einen Tag vor seinem 21. Geburtstag. Den Termin hatte seine Mutter für ihn ausgemacht. Ich konnte sie jedoch davon überzeugen, dass es notwendig ist, dass Markus alleine zu mir kommt. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, wirkte er auf mich wie großer Junge, rundlich und auch das Gesicht weich und pausbäckig.
Familienanamnese:
Mutter: 15 J. Tonsillen- OP wegen rezidivierenden eitrigen Anginen, häufig Panaritien an beiden Daumen, seit Kindheit stark erhöhte allergische Reaktionen z.B. auf Penicillin, Kontaktallergien und so genannter Heuschnupfen auf alles was blüht, 1985 löste eine Kieferhöhlenbehandlung wg. Vereiterung eine Trigeminusneuralgie mit bleibenden starken Schmerzen und Taubheit auf der rechten Gesichtshälfte aus,
1994 Kehlkopfentzündung mit akuter Atemnot nach dem Tod des Vaters
beide Söhne wurden mit Kaiserschnitt entbundenGroßmutter mtls.: allergische Reaktionen, hauptsächlich Kontaktallergien, Gallenblasen- OP, Gebärmutterentfernung wegen Lageanomalie und Myomen
Vater der Großmutter. mtls.: Nierencarcinom
Großvater mtls.: beidseitige Meniskus- OP, 1988 Gehirnatrophie, 1994 daran verstorbenVater: Lungentuberkulose im Alter von 16 Jahren, mit 18 Jahren als geheilt entlassen, außer dass er gerne dem Alkohol zuspricht ist er angeblich immer gesund
Großmutter vtls.: Gelbsucht, Altersdiabetes, Herzrhythmusstörungen
Bruder: geboren 1993, seit Geburt starke allergische Reaktionen, Heuschnupfen mit extremen Augenentzündungen, die früher nur mit Cortison in Griff gebracht wurden, seine Impfungen beantwortete er mit hohem Fieber und langandauernden schrillen Schreikrämpfen, die MMR- Impfung löste eine massive Neurodermitis am ganzen Körper aus. Seit März 1998 ist er bei mir in Behandlung
Aus dem Fragebogen:
Die Schwangerschaft verlief ohne größere Störungen. Markus war ein Wunschkind. Er wurde durch Kaiserschnitt entbunden, da zwei Wochen nach dem Geburtstermin die Herztöne schwach wurden. Markus wurde nicht gestillt.
Auf die Impfungen reagierte er mit hohem Fieber. Die Zahnung machte ihm mit Fieber und Durchfall große Probleme. Die motorische Entwicklung verlief trotz einer Hüftdysplasie normal. Im Alter von drei Jahren bekam Markus eine hormonelle „Spritzenkur“ wegen Hodenhochstand.Als Kinderkrankheiten hatte er Röteln, Windpocken und im Alter von 11 Jahren eine massive Gürtelrose.
Seine häufigen Scharlacherkrankungen wurden mit Antibiotika unterdrückt, so dass der Ausschlag nie richtig herauskommen konnte. Als Folge hat er seitdem ständig trockene Handflächen und Fußsohlen, die Haut geht in Fetzen ab. Seine Tonsillen waren meist entzündet und vereitert. Seine Mundschleimhaut war oft entzündet, von Aphten bedeckt und er hatte mehrmals Zahnfisteln.Als Grundschulkind hatte er häufig Kopfschmerzen mit Sehstörungen, Schwindel und Erbrechen. Im Alter von 9 Jahren litt Tobias unter einem massiven Migräneanfall. Er konnte sich nicht mehr bewegen, war wie bewusstlos, hat aber alles wie im Film wahrgenommen. Er hatte eine längerandauernde Sprachstörung und eine linksseitige Lähmung. Von 9 bis ungefähr 15 Jahren bekam er bei Anspannung häufig heftiges Nasenbluten, als Vorläufer hatte er ebenfalls starke Kopfschmerzen.
Markus benötigt sehr viel Wärme und auch warmes Zudecken im Bett, sogar der Kopf muss mit unter die Decke. Seine Hände sind immer eiskalt und bei Aufregung schweißig. Seine schneeweiße Haut ist sehr sonnenempfindlich.
Er ist ein guter Esser und kämpft ständig mit seinem Gewicht. Er hat sehr großen Durst und trinkt nachts oft bis zu 2 Liter Wasser. Nachts ist er meist topfit, lernt und hat die besten Ideen.
Er hat großes Verlangen auf Butter und Käse. Speck, Fett und fette Speisen lehnt er ab und verträgt er nicht.
Im Alter von 15 Jahren hatte er das Pfeiffersche Drüsenfieber, das begleitet war von Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, massiver Drüsenschwellungen und einer erheblichen Leberschwellung. Kurz vor Ausbruch der Erkrankung war Markus gegen Hepatitis geimpft worden. Seither war er sehr oft erkältet. Husten, Schnupfen und Anginen mit starken Halsschmerzen allerdings ohne Fieber begleiteten ihn ständig. Laut seiner eigenen Aussage hatte er das Gefühl sich nach dem Pfeiffer nie mehr richtig erholt zu haben, er fühlt sich häufig sehr müde und erschöpft. Die Verdauung von fetten Nahrungsmitteln ist deutlich verschlechtert, so dass er diese seither meidet.
Anamnesegespräch am 29. Juni 1998
Wie schon gesagt war unser erstes Gespräch einen Tag vor seinem 21. Geburtstag. Markus wirkte auf mich jedoch sehr viel jünger, wie ein großer Junge mit Pausbacken und einem fast mädchenhaften Gesicht, was durch sein halblangen Haarschnitt der blonden Haare und seine blauen Strahleaugen noch betont wurde. Er wirkte sehr gepflegt und war betont modisch gekleidet.
Markus kam zu mir in Behandlung, da er seit Jahren hinter dem linken Ohr eitrige Talgdrüsen hat, die sich häufig entzündeten und zu großen, schmerzhaften Abszessen entwickelten. Die Backe schwillt mit an und er ist schon mehrmals ohnmächtig geworden vor Schmerz. In den meisten Fällen öffnete sich der Abszess nachts von selber im Schlaf und entleerte sich auf das Kopfkissen. Dies stellte für ihn das größte Problem dar, da seine damalige Freundin sich sehr davor ekelte und die Beziehung darunter litt. Ein Überbein, erst am rechten, jetzt am linken Fuß beeinträchtigte ihn ebenfalls.Für seine Mutter war es besonders wichtig, dass bei seiner Musterung sehr schlechte Blutwerte festgestellt wurden, insbesondere die Leukozyten und der Harnsäurewert waren deutlich erhöht. Bei Kälte wurden seine Gelenke, insbesondere die Fingergelenke, steif und schmerzten bei jeder Bewegung. Dies beeinträchtigte ihn vor allem bei seinem Lieblingssport dem Militaryreiten. Ab und zu hat er durch Harnstoffkristalle Schmerzen beim Wasserlassen.
Bei der gemeinsamen Besprechung des Fragebogens kamen wir auf den Migräneanfall in der Kindheit. Eher nebenbei erzählte Markus, dass er ein halbes Jahr vorher eine ähnlich geartete Erkrankung hatte. Im Fragebogen hatte er dies vergessen anzumerken, da es für ihn nicht so bedeutend war, wie seine Abszesse im Ohr.
Als Vorläufer hatte er abendliche starke Kopfschmerzen. Es begann mit dem Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen schwimmt. Er bekam starke Kopfschmerzen mit Übelkeit und heftigem Erbrechen bis zu Blut und Galle. Wobei das Erbrechen keine Verbesserung brachte. Seine Brust schmerzte und er hatte das Gefühl ein Elefant sitzt auf ihm und erschwert ihm das Durchatmen. Es folgte eine bleierne Müdigkeit und innerliche Schwere. Am folgenden Tag war er völlig kraftlos und unfähig zu seiner Lehrstelle zu gehen.
Nach genau vier Wochen bekam er krampfartige Bauchschmerzen und massives schwallartiges Erbrechen. Sein rechter Oberarm wurde taub und pelzig. Diese Empfindung wie kleine Nadelstiche nahm er noch mehrere Tage wahr.Ich erlebte Markus als einen ausgesprochen höflichen und fast altmodisch wirkend zuvorkommenden jungen Mann. Ich konnte mir kaum vorstellen, was er mir über seinen Jähzorn und Wutanfälle erzählte. Besonders wenn er sich in seiner Arbeit ungerecht behandelt fühlt, hat er sich nicht mehr im Griff und rastet vollkommen aus. Eine Ahnung von seinen Zornausbrüchen erhielt ich, als er mir von einer Kollegin erzählte, die ihn gedemütigt hatte. Ihm wurde bisher nur noch nicht gekündigt, da die Firma seinem Onkel gehört.
Was er nicht mag, macht ihn wütend und böse. Abhängigkeiten und das Gefühl fremdbestimmt zu werden hasst er. Was er haben möchte, bekommt er. Für sein Hobby, die Pferde opfert er hingegen fast seine gesamte Freizeit.
Sein größter Wunsch wäre es wieder einen Hund zu haben. Seine letzte Hündin ist kurz nach der Geburt seines kleinen Bruders 1993 gestorben. Auf Grund dessen starker Allergiebelastung, hatten sich die Eltern nicht mehr getraut einen neuen Hund zu haben. Nach dem Anamnesegespräch mit Markus konnte ich seine Mutter davon überzeugen, dass ein Hund keine Gefahr für die Gesundheit des kleinen Bruders darstellen würde, da dieser sehr gut auf die homöopathische Behandlung angesprochen hatte und dessen Neurodermitis mittlerweile fast der Vergangenheit angehörte. So bekam Markus nachträglich zu seinem Geburtstag einen jungen Hund.Etwas Ungeplantes bringt ihn leicht aus der Fassung. So hat er Furcht vor der Zukunft, z.B. der Abschlussprüfung und all den Dingen, die er nicht selber in der Hand hat. Er weiß nicht, ob er in der Lage sein wird seine Ziele zu erreichen. Er hatte immer massive Prüfungsängste, insbesondere vor Mathematikproben, da ihm das Rechnen schon immer sehr schwer fiel.
Markus ist ein Perfektionist. Alles muss perfekt und ordentlich sein, das Essen, die Kleidung, der Tageslauf, die Freundin. In seiner Einstellung zu Äußerlichkeiten macht er auf mich einen rigiden und überheblichen Eindruck.
Ihn stören seine äußeren Krankheitserscheinungen außerordentlich (die eitrigen Ohrabszesse, von ihm „Grützbeutel“ genannt und das Überbein am Fuß), sie beeinträchtigen sein Bild der perfekten Erscheinung. Deshalb erwartete er von mir, dass diese auch ganz schnell zu verschwinden hätten.
Da konnte ich ihm leider keine Hoffnungen machen und versuchte ihm zu erklären, dass insbesondere die rezidiv. Abszesse für ihn ein wichtiges Ventil darstellten. Markus konnte mir daraufhin bestätigen, dass er seit er die Abszesse hatte nicht mehr so häufig unter Kopfschmerzen litt. Er hatte auf Stress und Kummer mit der Entwicklung der Eiterungen reagiert.
Als ich ihm erklärte, dass er sein Ohrproblem wohl noch länger haben würde, zumindest bis er diese Entlastung nicht mehr benötigt, war er alles andere als begeistert und ich war mir nicht sicher ob er die Behandlung lange durchhalten würde.
Beginn der Behandlung am 30. Juni 1998
Markus begann die Behandlung mit Silicea LM 18
Erste Rückmeldung am 8. September 1998
Die erste Woche bekam Markus Symptome einer starken Erkältung mit stechenden Halsschmerzen. Er fand es nur erstaunlich, dass es ihm psychisch dabei sehr gut erging. Die Blutwerte hatten sich stabilisiert, nur der Harnsäurewert war unverändert gewesen. Er war voller Energie, ging gerne in die Arbeit und war nach eigenen Worten „gut drauf“.
Er bemerkte, dass sein Überbein arbeitet und seine Talgzyste hätte sich weiterhin gefüllt und geleert. Weiterhin Silicea LM 18
Rückmeldung am 12. Oktober 1998
Die Tage vorher hatte sich der „Grützbeutel“ wieder massiv aufgefüllt und war sehr schmerzhaft gewesen. In der Nacht ist er aufgeplatzt und viel grauer, zähflüssiger Eiter gefolgt von hellem Blut konnte abfließen. Das Überbein arbeitet immer noch und schmerzt seit 3 Wochen. Er hatte seit dem Behandlungsbeginn keine Halsschmerzen mehr gehabt.
Weiter mit Silicea in der LM 30. Als Folgemittel hatte ich schon Lycopodium angedacht.
Rückmeldung am 14. Dezember 1998
Markus rief wegen starker Bauchschmerzen um den Nabel herum an. Sein Arzt vermutete einen Nabelbruch. Sein Überbein schmerzt und sticht, der Beutel hinter dem Ohr füllt sich noch, aber insgesamt weniger.
Ich wechselte jetzt auf das Mittel Lycopodium LM 18
Rückmeldung am 15. Februar 1999
Die Bauchschmerzen um den Nabel traten nach der ersten Woche nicht mehr auf. Das Überbein war verschwunden, die Ohrzyste füllte sich nur noch sporadisch. Weiter mit Lycopodium.
Anruf der Mutter am 26. Juni 1999
Markus bekam beim Reiten so starkes Zahnfleischbluten, das unstillbar war. Er wurde in die Zahnklinik gebracht. Grund für das schlagartige Bluten war der Durchtritt seiner Weisheitszähne. Am darauf folgenden Tag wurden diese operativ entfernt. Da sein Mittel Lycopodium in der Zwischenzeit zu Ende gegangen war machte ich eine Mittelpause. Zudem musste er auch die Operation erst verarbeiten. Wir wollten uns zwei Wochen später zusammen rufen.
Im November 1999 meldete sich Markus wieder. Nach der Zahnoperation hat sich die Ohrzyste nie mehr gefüllt, das Überbein war und blieb verschwunden. Psychisch ging es ihm sehr gut